Meilenstein anlässlich 10 Jahre FÖFF: Österreichische Filmfestivals einigen sich auf gemeinsames Fair-Pay-Entlohnungsziel

Interessengemeinschaft setzt sich zum Jubiläum neue Ziele – Fokus auf Teuerungsausgleich, Nachhaltigkeit bei Festivals und die Publikumsentwicklung in Zeiten von Covid-19

Zehn Jahre nach der Gründung des Forums Österreichischer Filmfestivals (FÖFF) hat sich die Interessengemeinschaft der heimischen Festivallandschaft auf ein gemeinsames Fair-Pay-Entlohnungsziel geeinigt. „Das ist tatsächlich ein Meilenstein für die Festivals und ihre Mitarbeiter*innen“, freuen sich die beiden FÖFF-Sprecher*innen Anna Ladinig und Benjamin Gruber. „Erstmals gibt es nun eine gemeinsame Grundlage, an der sich sowohl Festivals als auch Förderinstitutionen orientieren können.“

Das ambitionierte Papier teilt Festivaljobs auf Basis der Fair-Pay-Tabelle der IG Kultur in fünf Kategorien ein und legt entsprechende Zielvorgaben für Gehälter fest. „Die Tabelle dient in einem ersten Schritt vor allem als Tool für Festivals, um auf Finanzierungslücken aufmerksam zu machen“, erläutert Gruber, „schließlich sind die Förder- und Budget-Niveaus bei Österreichs Filmfestivals weiterhin sehr unterschiedlich.“ Nichtsdestotrotz gibt die Einigung Anlass zur Hoffnung, dass ein verstärktes Bewusstsein für die geleistete Arbeit bei Festivals mittelfristig auch zu Änderungen in der Förder- und Entlohnungspraxis führt.

Als erstes Filmfestival in Österreich hat die Viennale beschlossen, ihre Mitarbeiter*innen komplett nach dem neuen Fair-Pay-Schema des FÖFF zu bezahlen – ein erster wichtiger Schritt, dem möglichst rasch weitere Schritte folgen sollen. Ziel muss es nun sein, halten die FÖFF-Sprecher*innen fest, dass die Gebietskörperschaften ihrem eigenen Anspruch entsprechend handeln und auch die weiteren FÖFF-Mitglieder ihre Mitarbeiter*innen dem neuen Schema entsprechend entlohnen können.

Im Rahmen eines Branchenempfangs bei der Viennale anlässlich des 10-Jahres-Jubiläums formulierte die Interessengemeinschaft zudem weitere Arbeitsbereiche für die kommenden Jahre. Good-Practice-Modelle für nachhaltige Festivals, Teuerungsausgleich und eine Neuauflage des 2016 erstmals veröffentlichten „Filmfestivalreports Österreich“ werden die kommenden Jahre wesentlich bestimmen. „Auch wenn die Themen inhaltlich herausfordernd und krisenbehaftet sind, freuen wir uns, diese gemeinsam mit den engagierten Festivals des Forums weiter zu bearbeiten“, zeigt sich Anna Ladinig optimistisch.

Das FÖFF war 2012 mit dem Ziel gegründet worden, die Filmfestivals stärker zu vernetzen und die unzumutbare Fördersituation zu ändern. Zu den größten Errungenschaften der ersten Dekade zählten umfangreiche Datensammlungen zu den heimischen Festivals, die umfassende Studie “Filmfestivalreport Österreich” (2016), die Einführung eines Beiratsystems im Rahmen der Fördervergabe samt Harmonisierung von Förderformularen sowie eine Erhöhung der öffentlichen Mittel um knapp 60 Prozent (seit 2012).

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FAIR PAY ENTLOHNUNGSZIEL

[2.11.2022]

“Inflation ist existenzgefährdend”

Forum Österreichischer Filmfestivals fordert 15-prozentigen Teuerungsausgleich und jährliche Valorisierung der Förderungen

Angesichts der hohen Inflation und der Energiekrise blicken die österreichischen Filmfestivals sorgenvoll in Richtung 2023 und haben dazu folgende Forderungen formuliert mit denen sich das Forum den Forderungen von Kulturrat Österreich, Kulturplattform Oberösterreich (KUPF OÖ) und IG Kultur anschließt.

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Festivals sind noch nicht verdaut, schon kommt aktuell die nächste existenzielle Krise auf die österreichischen Filmfestivals zu: die Inflation frisst vor unseren Augen die zarten Erfolge und Fördererhöhungen der letzten Jahre auf. Das Fair-Pay-Ziel rückt damit wieder in unerreichbare Ferne.

Seit seinem Bestehen setzt sich das Forum Österreichischer Filmfestivals (FÖFF) für eine adäquate Mittelausstattung der Filmfestivals ein. In den letzten Jahren konnten schließlich erste Erfolge erzielt werden: Die Festivalförderung wurde auf verschiedenen Ebenen erhöht. Gleichzeitig gibt es – auch unter dem Eindruck der Pandemie – erstmals seitens der Gebietskörperschaften ein Bekenntnis zu Fair Pay.

All das wird durch die galoppierende Inflation allerdings binnen kürzester Zeit zunichte gemacht, wenn Bund, Länder und Gemeinden jetzt nicht reagieren. Es braucht seitens der fördernden Institutionen rasch die Umsetzung einer indexgebundenen Valorisierung von Fördermitteln um steigende Festivalkosten (Personal, Filmleihmieten, Kinomieten, Transport, Technik, Hotel & Reisekosten, etc.) abzudecken. Ohne jährlichen Teuerungsausgleich stehen wir vor einer massiven und existenzgefährdenden Entwertung der Festivalförderung.

Das Forum Österreichischer Filmfestivals fordert

- Erhöhung der Förderbudgets für 2023 um 15% (um die Inflation von 2022 und 2023 abzugelten)
- jährliche, indexgebundene Valorisierung der Festivalförderung ab 2024
- Verpflichtung für die Fördergeber*innen den Fair-Pay-Gap zu schließen


Nutzen wir die Krise, um den bestehenden Kreislauf aus jahrelang nominell stagnierenden (und damit entwerteten) Förderbudgets und sporadischen Förderanpassungen zu durchbrechen und endlich eine nachhaltige und planbare Festivalfinanzierung umzusetzen!

[29.9.2022]

FILMFESTIVALREPORT ÖSTERREICH

Erste Studie zur Situation der Österreichischen Filmfestivals

Stetig wachsende Popularität, eine steigende Anzahl an Filmen und Vorführungen, ein großer Anteil an europäischem und österreichischem Kino und hohe Wertschöpfungseffekte: Die erste Studie zur Situation der österreichischen Filmfestivals, die bei der Diagonale in Graz vorgestellt wurde, hat sehr erfolgreiche Ergebnisse für die heimische Festivallandschaft gezeitigt. Den positiven Zahlen auf der einen Seite stehen jedoch schockierende Daten zur Finanzierung und zur sozialen Lage gegenüber.

Der Filmfestivalreport, der in den vergangenen eineinhalb Jahren von der Firma paul und collegen im Auftrag des Forums Österreichischer Filmfestivals erstellt wurde, hat die BesucherInnen- sowie die Leitungsstruktur der 22 Verbandsmitglieder sowie statistische Daten der letzten fünf Jahre untersucht. Die Ergebnisse sind eindeutig, wie die Studienautoren Michael Paul und Gerald Zachar im Beisein des Schweizer Leiters der Sektion Film im Bundesamt für Kultur, Ivo Kummer, bei der Präsentation konstatierten: "Es handelt sich um eine Erfolgsstory."

Zur Studie

Die Studie wurde von ÖFI, BKA, VDFS, VAM und FAMA finanziert.